Wie ich nach Japan kam und was mich dort alles erwartete (Teil 5 - Eine tolle Zeit)

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In den naechsten Wochen und Monaten fand ich immer mehr Gefallen an dem Job. Ich lebte mich ein, fand neue Freunde und mochte einige meiner Kunden sehr gerne. 
Die meissten waren aeltere Herren und keiner meiner eigenen Kunden war aufdringlich oder nervig. Wir haben ab und zu etwas in Gruppen unternommen wie Essen gehen oder Boot fahren. Ich traute mich damals nicht allein mit Kunden Essen zu gehen, was sich aber mit der Zeit aenderte. Fuer den Begleitservice zum Dinner zahlt ein Kunde 5000 yen (um die 40 Euro umgerechnet), was man als Hostesse meisst zu 100% ausgezahlt bekommt vorausgesetzt man bringt den Kunden danach mit in die Arbeit. Das heisst man muss zuerst in der Arbeit anrufen und bescheid sagen dass man "Dohan" macht, und darf dann eine Stunde spaeter kommen. Das Gehalt wird trotzdem voll gezahlt.
Man koennte jetzt natuerlich denken "Wer zahlt denn 40 Euro nur um mit einer Frau essen zu gehen?"... das dachte ich mir Anfangs auch. Zumal man meisst in gute Restaurants geht und das Essen dort ja auch nicht gerade billig ist. Aber es funktioniert.
Ich wurde kein einziges mal bedraengt oder unsittlich angefasst. Natuerlich kann man als Hostesse normalerweise selbst entscheiden mit wem man sich ausserhalb des Clubs trifft und mit wem nicht. Maenner, die nervig oder etwas pervers sind werden hoeflich abgewiesen. 

Ich hatte auch bald ein paar Lieblingskunden. Die Nummer eins war definitiv Ken.
Er kam eines Tages mit seinen Kollegen und wir hatten wie immer viel Spass. Von da an kam er fast jede Woche und wir gingen immer als Gruppe mit seinen Kollegen und anderen Frauen Essen.
Ken war ganz anders als alle anderen. Er ist ein sehr ehrlicher Mensch, den jeder sofort gernhat. 
Er lacht viel und ist immer gut gelaunt. In den 3 Jahren wurde er fast so etwas wie mein bester Freund oder sogar mein Papa. Er half mir beim Umziehen, ging mit mir Einkaufen, wenn ich schweres kaufen musste und kaufte mir zum Geburtstag meinen Kater Ken (den ich nach ihm benannt habe) weil ich allein so einsam war in meiner Wohnung. 
Kenchan, wie ich ihn nannte ist der einzige Kunde, mit dem ich noch regelmaessig Kontakt pflege auch wenn ich seit einiger Zeit nicht mehr Nachts arbeite und dies wahrscheinlich auch nie wieder tun werde. 
Wir hatten natuerlich nie eine sexuelle Beziehung. Leider ist Kenchan mit seinen fast 60 Jahren etwas zu alt fuer mich aber ich habe schon immer gesagt, wenn er 20 Jahre juenger waere haette ich ihn sicherlich geheiratet. Und das meinte ich ernst. So einen guten, ehrlichen und liebenswuerdigen Menschen findet man leider selten heutzutage. 
(Ich war mit Kenchan sogar oft auf Reisen. Okinawa, Onsen usw. Immer in meinem eigenen Zimmer. Er war einsam. Er brauchte jemanden, der mit ihm was unternimmt und der ihm zuhoert. Er hat eine Frau und 2 Kinder, die beide bereits aus dem Haus sind. Seine Frau hatte sich schon lange zurueckgezogen und die beiden haben keine wirkliche Beziehung mehr. Nicht mal in den Urlaub mag sie mit ihm fahren. Sie bleibt lieber daheim oder macht alleine Urlaub. Naja, so ist das vielleicht wenn man so lange verheiratet ist, das kann ich noch nicht beurteilen... trotzdem fand ich es immer etwas traurig.)
Er hat mir sogar die Erlaubnis gegeben ein paar unserer Fotos hier zu veroeffentlichen.  

Mein Liebling, Ken. 
Zurueck zum Thema:
Es gibt natuerlich auch in diesem Job schwarze Schafe. Damit meine ich nicht nur die Kunden sondern die Frauen selbst. 
Manche schlafen naemlich mit ihren Kunden. 
Das war mir von Anfang an klar. Ich wusste zum Beispiel sofort, dass die Blonde von meinem ersten Tag mit dem Kerl, den sie gekuesst hatte geschlafen hatte. 
Manche tun es fuer Geld. Manche einfach um sich ihre Kunden zu sichern. 
Was allerdings nicht wirklich funktioniert. Unser Boss sagte immer man solle unerreichbar bleiben, so wuerden die Maenner immer wieder kommen, aus dem Streben herraus dein Herz zu gewinnen. Sobald sie Sex bekommen sei man von der unerreichbaren Goettin zum Mensch herabgestuft und sie verlieren das Interesse. 
Dass das durchaus stimmt habe ich einige Male miterlebt. Nicht am eigenen Leib aber doch aus 2ter Hand. 
Aber manchmal passiert es sogar aus Liebe oder zumindest wirklicher Anziehung.
Es gab in der Zeit die ich dort war 3 Frauen, die Kunden geheiratet und mit dem Job aufgehoert hatten und zahlreiche Dramen wenn eine Frau sich in einen Kunden verliebte, der nur mit ihr spielte oder mehrere Frauen gleichzeitig hatte.

Ich muss zugeben ich hatte in den 3 Jahren tatsaechlich auch Sex mit 2 meiner "Kunden". 
Doch nie aus geschaeftlichen Gruenden oder fuer Geld. 
In den ersten (der zufaellig Hiro hiess, wie mein jetziger Mann auch) war ich von Anfang an total verschossen. Er war gross, gutaussehend, muskuloes und ein unverbesserlicher Frauenheld. 
Als er das erste Mal da war blieb mir fast die Spucke weg und als er das 2. Mal kam und mich verlangte war ich total nervoes. Ich hatte noch nie einen so gutaussehenden Japaner gesehen. Er war 39 Jahre alt, was man ihm aber keineswegs ansah und er wusste genau wie man mit Frauen spielt. Er rief mich jeden Tag an und schickte mir Mails. Nach ca 4 Wochen, in denen er fast jeden Tag kam um mich zu sehen fragte er ob wir uns Sonntags nicht irgendwo treffen koennten. Sonntag war mein einziger freier Tag und ich sagte zu. Wir waren essen, unterhielten uns und tranken etwas zu viel. Danach gingen wir zusammen in ein Hotel und den Rest koennt ihr euch denken. 
Ich war total verknallt und freute mich jedes mal wenn er wiederkam.
Eines Tages musste ich mir freinehmen weil es mir nicht so gut ging. Doch dann kam eine Mail von meiner besten Freundin, dass Hiro im Club sei. Obwohl ich ihm gesagt hatte ich sei nicht da... und er flirtete unverbluemt mit einer huebschen Filipinin. Das war das Aus. Ich schrieb ihm sofort eine Eifersuchtsmail und wir stritten. Fragt mich nicht was ich erwartet hatte. Er war schliesslich nicht mein Freund. Trotzdem fand ich es ziemlich dreisst dass er ausgerechnet in meinen Club kam wo er doch wusste dass ich es sofort erfahren wurde. Oder vielleicht hat er es gerade deshalb getan... Er hatte ja bekommen was er wollte. 

Einige Tage danach war ich drueber hinweg. Auch wenn er noch ab und zu kam um diese Filipinin zu treffen... 

Samb-show. Kenchan hatte die Fluegel der Taenzerin an 

Ueber Nummer 2 erzaehle ich euch etwas spaeter, denn der hat eine etwas speziellre Rolle gespielt....

Aber wie gesagt. Sex mit Kunden kann man durchaus haben, wenn man will, sollte und muss man aber nicht. Ich habe derartige Angebote immer abgewiesen und den Kunden zu verstehen gegeben, dass ich ein Begleiterin oder Trinkgefaehrtin sei, keine Prostituierte. Wenn ich mit wem schlafen will dann tue ich das. Aber nicht fuer Geld oder Geschenke sondern weil ich Gefuehle fuer denjenigen habe oder weil ich ihn eben toll finde. 
Ich koennte mich NIEMALS ueberwinden mit wem zu schlafen, der mir persoenlich nicht zusagt. Das waere komplett gegen meine Moral und ich wuerde mich abscheulich und dreckig fuehlen danach. Nein, Danke.

Trotzdem war ich innerhalb von 3 Monaten die Nummer 2 im Club. Manchmal sogar die Nummer 1, aber das aenderte sich jeden Monat je nach Einnahmen. Ich wurde sehr viel gebucht zum Abendessen und war auch innerhalb des Clubs sehr beliebt. Ich hatte meine paar guten Kunden, die regelmaessig eine groessere Summe ausgaben um mit mir ueber Gott und die Welt zu diskutieren und zu trinken. Ich liebte meinen Job. 

Ich Ken an seinem Geburtstag  
Doch so einfach wie ich hatten es nicht alle. Ich war blond, klein, jung (wenn auch damals etwas dick) und war immer gut drauf. Weil ich meisstens betrunken war. Ich trank jeden Tag und Weisswein wurde zu meinem Stammgetraenk. Jeder wusste was er mir bestellen musste und meisst wurden die Flaschen schon ohne Bestellung einfach an den Tisch geliefert. Jeder wusste es. Karina trinkt nur Wein. Das hatte aber vor allem damit zu tun, dass der billige suesse Champagner mich noch dicker machte. Ich quoll in den ersten Monaten auf wie ein Schwamm deshalb. Als ich rausfand warum, stieg ich auf Weisswein um und habe schnell gelernt diesen zu lieben. Etwas zu sehr. Vor allem das Gefuehl danach. Ich war fast dabei Alkoholikerin zu werden. 
Aber zurueck dazu, was ich eigentlich sagen wollte: Nicht alle Frauen hatten es so einfach wie ich. 
Wenn man zu wenige Kunden hat, kann dieser Job definitiv die Hoelle sein. Man bekommt Zwangs-urlaub. Das heisst, man darf nicht mehr jeden Tag kommen, nur noch wenn viel los ist. Somit sinkt die Chance neue Kunden kennenzulernen und auch das Gehalt sinkt enorm. Das ging soweit dass viele Frauen nur noch an Wochenenden arbeiten durften. Wer weniger als 1000 Euro ungefaehr im Monat an eigenen Kundeneinnahmen verbucht wird beurlaubt. Erst einen Tag in der Woche, dann 2 und irgendwann fast komplett. Wer also nur noch an Wochenenden arbeitet hat ein Monatsgehalt von um die 600 Euro. Und damit kann man nicht leben. Dann heisst es entweder den Club wechseln oder einen anderen Job zu finden... 

Die Frauen kamen und gingen. Es war ein staendiges Wechseln.
Manche heirateten und bekamen Kinder und hoerten deshalb auf. Andere waren schlichtweg zu alt um weiterzumachen und wurden kaum bis gar nicht gebucht und wieder andere machten sich daran, alle paar Monate in eine andere Stadt zu gehen um auszuloten wo sie am Meissten verdienen konnten... 
So vergingen die 3 Jahre in denen ich kein einziges Mal unter der Einnahmegrenze war. Ich hatte eben Glueck. 


Rinchan's Welt

Mein Name ist Rin, ich bin 25 Jahre alt und moechte euch in diesem Blog einen kleinen Einblick in mein Leben in Japan geben. Viel Spass beim Stoebern und mehr ueber mich findet ihr bei "About me".

1 Kommentar:

  1. Hallo,
    oh so spannend und ich frage mich gerade, wo ist deine Freundin? Habe ich was überlesen oder ist sie nach Deutschland zurück oder in Osaka geblieben?
    Liebe Grüße

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